Vertrauen stärken im PATRIA-Camp – unser Reisebericht Litauen 2024

Liebe Freunde und Förderer,

alljährlich im Herbst reist ein Teil unseres Vorstandsteams nach Litauen, um unsere Schützlinge zu besuchen, mit den Partnern vor Ort über den Fortschritt unserer Projektarbeit zu sprechen und am Camp von PATRIA teilzunehmen. Auch dieses Jahr gab es wieder viele bewegende Begegnungen und schöne gemeinsame Erlebnisse. Wir konnten spüren, wie die gemeinsame Zeit mit den jungen Menschen ihr Vertrauen gestärkt und ihre Persönlichkeit gefördert hat. Lesen Sie nachfolgend den spannenden Reisebericht von Otmar Debald.

Zu viert erlebte die Reisegruppe eine ereignisreiche Zeit in Litauen. Otmar und Ingrid Debald sowie Simone Graubner-Müller aus unserem Vorstandsteam flogen Anfang September 2024 nach Litauen, zusammen mit Uta, einer Patin, die unser Programm schon seit fast zwanzig Jahren begleitet. Mit dieser größeren Reisegruppe konnten wir weitaus mehr Einzelgespräche mit den Jugendlichen führen, unsere Eindrücke abgleichen und vor allem die Freude an der Arbeit mit den Jugendlichen teilen.

BESUCH BEI SONATAS FAMILIE IN MARIJAMPOLE

Zu Beginn unseres Aufenthalts in Litauen besuchten wir die Familiengruppe von Sonata in Marijampole. Diesmal stand zu Beginn ein Mittagessen mit Sonata und ihrem 5-köpfigen Team von Betreuerinnen und dem Hausmeister des Hauses in einem Restaurant in Marijampoles auf dem Programm.

Anschließend fuhren wir in das neue Haus, in dem Sonatas Familie seit diesem Frühjahr wohnt. Das Haus liegt in einer ruhigen Wohngegend am Stadtrand von Marijampole, umgeben von einem großen Grundstück mit einem kleinen Basketballfeld und einem angrenzenden kleinen Badesee. Das Haus ist sehr schön und großzügig gebaut. Die acht Kinder wohnen in Doppelzimmern. Der Mittelpunkt des Hauses ist die große Küche, in der wir auch gemeinsam gegessen haben. Es gab wie immer in Litauen sehr reichhaltigen und leckeren Kuchen.

Allen acht Kindern in Sonatas Familie geht es sehr gut. Zwei der Kinder benötigen spezielle Therapie, um ihre geistige und sprachliche Entwicklung zu fördern. Die 16-jährige Aiste (auf dem Foto kniend in der Mitte), die seit drei Jahren zusammen mit ihrem Bruder in Sonatas Familie lebt, hat sich wunderbar entwickelt. Simone ist ihre Patin und steht in engem Kontakt mit ihr. Es war das erste Mal, dass die beiden sich persönlich getroffen haben. Diese persönlichen Begegnung war für beide Seiten bewegend und ein wichtiger Bestandteil der Beziehung. Aiste hatte für Simone ein wunderschönes Bild gemalt.

Mit Sonata und einer ihrer Betreuerinnen haben wir dann über die Situation jedes Kindes gesprochen und Hilfe angeboten. Zum Glück fehlt es an nichts Wesentlichem in der Familie. Für manche Aktivitäten, wie Sommerurlaub oder Sport-, Kunst- bzw. Musikunterricht, sind allerdings keine Mittel vorhanden. Wir haben Sonata dazu ermutigt, uns Vorschläge zu machen, wie wir konkrete Projekte unterstützen können. Dies hat sie mittlerweile getan. Ab diesem Monat werden wir Sportaktivitäten für die Familie im Umfang von 100 € pro Monat finanzieren.

PATRIA-CAMP IN KAUNAS

Am späten Nachmittag reisten wir nach Kaunas, wo das PATRIA-Camp stattfand. Am Vorabend trafen wir mehrere Jugendliche, die nicht am Camp teilnahmen, zu einem gemeinsamen Abendessen in der Altstadt von Kaunas. Einige von ihnen konnten wegen beruflicher Verpflichtung nicht am Camp teilnehmen.

Der folgende Morgen begann mit einer berührenden Begegnung mit Ernestas beim Frühstück im Hotel. Wir haben Ernestas getroffen, den wir im Kinderdorf Kaunas vor fast 20 Jahren kennengelernt haben und der Patenkind von Verenas Mutter war. Ernestas hat immer den Kontakt zu uns gehalten. Mittlerweile 25 Jahre alt, ist er verheiratet und ein sehr erfolgreicher Unternehmer in der Veranstaltungsbranche. Ernestas kam, um sich bei uns für seine Unterstützung zu bedanken. Anbei ein Foto unserer Begegnung.

Der Tag ging weiter mit einem kurzen Meeting mit dem PATRIA-Team, um uns auf das Camp vorzubereiten. Dabei haben wir auch den neuen Mitarbeiter des Patria Teams, Laisvydas, kennen gelernt (siehe folgendes Foto von ihm). Es ist gut, dass mit der Ankunft von Laisvydas wieder ein männlicher Betreuer im Team ist. Laisvydas ist ein erfahrener und sehr motivierter Sozialarbeiter, der bereits in vielen sozialen Projekten tätig war. Nebenbei ist er ein erfahrener Basketballspieler und Coach. Basketball war auch deshalb während des Camps eine sehr beliebte Pausenaktivität.

Das Camp fand wie in den letzten Jahren in den beiden Häusern am Stadtrand von Kaunas statt. Vor 15 Jahren haben wir entscheidend dazu beigetragen, dass diese beiden Häuser gebaut werden konnten. Nachdem sie nicht mehr für Familienbetreuung genutzt werden konnten, sind wir sehr froh, dass PATRIA die Häuser nun für ihre Zwecke, insbesondere für Gruppenarbeit, nutzen kann.

Das Motto des diesjährigen Camps war „Wenn ich eine Entscheidung treffen muss“. Am Camp nahmen 15 Jugendliche teil. Am ersten Tag kamen wie auch in den Vorjahren, wieder Jugendliche dazu, die früher im PATRIA- Programm waren. Die Begegnungen mit den „Alumnis“ sind wichtig für die Jugendlichen, die gerade mit dem Programm begonnen haben. Viele Alumnis engagieren sich in den Workshops, um etwas von ihren guten Erfahrungen zurückzugeben und sie vermitteln authentische Botschaften.

Der zweite Tag des Camps (Samstag) war mit zwei Workshops sehr intensiv. Zum ersten Mal habe ich (Otmar Debald) selbst einen Workshop mit den Jugendlichen geleitet, der sehr bewegend war. Ich hatte mir – passend zum Motto des Camps – das Thema: “Wie treffe ich schwere Entscheidungen im Leben“ ausgesucht. Ich habe versucht, den Jugendlichen Vorgehensweisen näherzubringen, um schwierige von weniger schwierigen Entscheidungen zu trennen und wie man schwierige Entscheidungen im Leben meistern kann. Es ging dabei auch darum, wie man herausfindet, was wirklich im Leben wichtig ist und wie man systematisch an solche Entscheidungen herangehen kann. Ich war angenehm überrascht, dass daraus sehr lebhafte und engagierte Diskussionen entstanden sind. Gespräche mit dem PATRIA-Team nach dem Camp haben bestätigt, dass dieser Workshop bei vielen Jugendlichen Positives bewirkt hat. Wir werden demnächst einen ergänzenden Video-Workshop zu diesem Thema halten.

Auch der zweite Workshop mit Musiktherapie, das bewährte Foto-Shooting und gemeinsames Kochen bereiteten den Jugendlichen viel Freude.

Der zweite Workshop des Tages handelte von Musiktherapie und wurde von einer litauischen Lehrerin geleitet. Hier ging es um Bewegung, Entspannung und die Verarbeitung von Emotionen durch Bewegung. Am Nachmittag gab es dann auch das bewährte Foto Shooting, für das die Teilnehmer auch geschminkt wurden. Anbei einige Fotos, die so entstanden sind.

Der Tag klang aus mit gemeinsamem Kochen, das als Team Building angelegt war, unter der Leitung von Simone. Es gab asiatisches Stir Fry, mit gesundem Gemüse und gegrilltem Fleisch. Viele Camp-Teilnehmer haben sich am Kochen beteiligt. Das Ergebnis war sehr lecker!

Unsere Patin Uta besuchte ihr langjähriges Patenkind Ingrida in Kaunas.

Während Simone, Ingrid und ich beim Camp waren, hat Uta, die langjährige Patin, die mit uns gereist ist, Ingrida besucht, die sie seit vielen Jahren betreut und unterstützt. Ingrida, mittlerweile Mitte 20, lebt selbständig zusammen mit einer ihrer beiden Schwestern und einigen anderen Jugendlichen, in einem Haus in Kaunas, das sozial benachteiligten jungen Menschen zur Verfügung gestellt wird. Es war wunderbar, dass Uta mitgereist ist und sich intensiv mit Ingrida beschäftigt hat. Wir sind immer dankbar, wenn Paten uns begleiten und so ihre Beziehung mit den Schützlingen vertiefen.

Den Abschluss des Camps bildete wie im Vorjahr der Besuch einer auf Pferde-Therapie spezialisierten kleinen Farm, die eine Autostunde von Kaunas entfernt liegt. Es war für die Jugendlichen wieder ein wunderbares Erlebnis, eine Bindung zu den Tieren in kurzer Zeit aufzubauen, Selbstvertrauen zu gewinnen und zu spüren, wie auch Pferde eine Bindung mit Menschen aufbauen können. Am Nachmittag waren wir dann zum abschließenden Mittagessen, bei dem die Erlebnisse noch einmal diskutiert wurden und wir Gelegenheit hatten, uns voneinander zu verabschieden.

UNSER FAZIT ZUM PATRIA-CAMP

Das Camp war wie im Vorjahr ein intensives Erlebnis. Wir haben selbst einige Tage gebraucht, um nach unserer Heimkehr nach Hause das Erlebte zu verarbeiten, und so ging es sicher auch den Jugendlichen. Man spürt jedes Mal, dass die Zeit, die wir gemeinsam verbringen, Nähe und Vertrauen fördert und der Austausch die Jugendlichen in ihrer Entwicklung weiterbringt. Es war erfüllend, zu sehen, wie die jungen Menschen, die wir schon länger kennen, an Selbstvertrauen gewonnen haben und wir sind mit einem Gefühl der Zufriedenheit mit dem Sinn unserer Arbeit nach Hause gefahren. Wir könnten all diese wichtige Arbeit mit den Jugendlichen nicht ohne Ihre/Eure Unterstützung tun und möchten uns sehr herzlich dafür bedanken.

Bedanken möchten wir uns auch bei unserem Team Mitglied Jurate Bogacz, die das Camp- Konzept über viele Jahre entwickelt und perfektioniert hat. Wir lernen jedes Jahr ein Stückchen dazu, aber ohne Jurate, die in diesem Jahr nicht mitreisen konnte, wären wir nicht so weit gekommen.

Zwei Termine möchten wir Ihnen/Euch noch mitgeben:

Am 28. November findet unsere diesjährige Mitgliederversammlung in Kronberg statt. Notieren Sie sich bitte den Termin. Eine Einladung folgt demnächst.

Und der Termin für das Camp im nächsten Jahr steht auch schon fest. Es findet vom 29. bis 31. August in Kaunas statt. Wir freuen uns sehr, wenn uns Mitglieder und Förderer begleiten und uns vor Ort unterstützen.

Viele herzliche Grüße.

Ihr Otmar Debald